4.1 Unbemannte Flüge
Nach dem verheerenden Feuer in der Apollo 1 Kapsel war es um die amerikanische
Raumfahrt still geworden. Ursprünglich sollten die Astronauten Virgil Grissom,
Edward White und Roger Chaffee drei Wochen später mit der Saturn 1B in die
Erdumlaufbahn gebracht werden. Jetzt sollte dieser Flug aber erst in 21 Monaten
stattfinden. Die Öffentlichkeit fragte sich, ob es nicht Wichtigeres gäbe, als
eine Landung auf dem Mond. Dennoch ruhten die Techniker der NASA in diesen zwei
Jahren nicht. Sie setzte auf unbemannte Testflüge, dessen Ergebnisse aber kaum
von der Öffentlichkeit gewürdigt wurde. Vor der Brandkatastrophe hat es bereits
drei Testflüge mit der Saturn 1 B gegeben.
Am 09. November 1967, pünktlich um 7.00 Uhr amerikanischer Ortzeit, hob zum ersten
mal eine Saturn V von der Startrampe 39 A ab. 135 Sekunden später schaltete sich
das Innere von fünf Triebwerken der ersten Stufe aus. 15 Sekunden danach erloschen
auch die äusseren Triebwerke. In einer Höhe von ca. 65 Kilometern trennte sich dann
die erste Stufe von der Zweiten, die wiederum nach 520 Sekunden ausbrannte. Nachdem
eine Höhe von 191 Kilometer erreicht war, stellte die dritte Stufe ihren Brennvorgang ein.
Die Nutzlast − ein unbemanntes Apollo−Raumschiff − befand sich nun in der
Umlaufbahn. Nach zwei Erdumkreisungen wurde das Triebwerk noch einmal gezündet
und so wurde Apollo 4 auf eine Höhe von 18340 Kilometer gebracht. Anschliessend
trennte sich die Apollo−Kapsel mit dem Versorgungsmodul von der dritten Stufe und
flog jetzt − angetrieben vom eigenem Triebwerk − in Richtung Erde, wo sie dann mit
einer Geschwindigkeit von 40000 Kilometer pro Stunde in die Atmosphäre eindrang und
im Stillen Ozean niederging. Mit diesem erfolgreichen Test kam man der Landung auf
dem Mond ein grosses Stück näher.
Drei Monate später, am 4. April 1968, startete zum zweiten mal eine Saturn V und
brachte Apollo 6 in eine Erdumlaufbahn. Der Flug verlief aber nicht so problemlos
wie man es sich erhofft hatte. Nach der Trennung der ersten Stufe, schalteten gleich
zwei Triebwerke der zweiten Stufe nacheinander zu früh ab, so dass die Brenndauer der
restlichen Triebwerke verlängert werden musste. Damit wurde zwar die Parkbahn erreicht,
dass Triebwerk der dritten Stufe brannte anschliessend jedoch ebenfalls zu kurz und
konnte nicht erneut gezündet werden. Die angestrebte Flughöhe von 22000 Kilometer
konnte somit auf diese Weise nicht erreicht werden. Erst die verlängerte Brenndauer
des Triebwerks vom Kommandomodul brachte Apollo 6 auf eine Höhe von über 22000
Kilometer. Anschliessend wurde die Apollo Kapsel auf die Erde ausgerichtet und
das Triebwerk des Kommandomoduls nochmals gezündet. Wegen der verlängerte Brenndauer
bei der ersten Zündung, reichten die Treibstoffreserven jedoch nicht mehr aus, um das
Raumschiff auf die angestrebte Geschwindigkeit zu bringen, so dass der
Hitzeschild−Test, für den eine höhere Geschwindigkeit notwendig war, ausfiel. Mit
einer Verspätung von 34 Minuten ging die Apollo−Kapsel im Pazifischen Ozean nieder
und wurde vom Flugzeugträger "Okinawa" geborgen. Die Ursache der Probleme mit den
Triebwerken lag hauptsächlich an zu hohen Schwingungen beim Flug der Rakete, wodurch
einzelne Treibstoffleitungen abrissen. Ausserdem waren beim zweiten Triebwerk der
Stufe Stromleitungen falsch verkabelt.